Ungewollte Mutterfreuden

Den grauen Herren über das deutsche Gesundheitssystem wird ein geradezu feudales Dasein vorgeworfen. Andererseits wird versucht, Versicherte die auf teure Leistungen angewiesen sind, mit teils skandalösen Methoden loszuwerden. Die Siemens-Betriebskrankenkasse hat uns eindrucksvoll gezeigt, wie das geht – und ist damit ungewollt zur Mutter einer Bewegung geworden, die anhand konkreter Fälle diese Vorgänge beleuchten wird.

Wer nichts weiß, stellt keine Fragen

Marketing-Schwafelsätze wie „Transparenz ist uns wichtig“ dürften bei Krankenkassen so glaubwürdig sein, wie freundlich lächelnde Potentaten von Entwicklungsländern. Versicherte dürfen gerne Beiträge zahlen, aber sollten bitte nicht auf die Idee kommen, Fragen zu stellen.

Zwar gilt auch für das Deutsche Gesundheitswesen, namentlich auch für Krankenkassen: In Vergleichsportalen und sozialen Netzwerke wird die ein- oder andere Schieflage zur Sprache gebracht – es gibt aber kaum organisierte Watchblogs mit wachsenden Unterstützerkreisen, die Fälle sammeln, analysieren und öffentlich machen.

Das verschwiegene System funktioniert immer noch perfekt – aus Sicht der Institutionen. Denn wer außerhalb des komplizierten Deutschen Bürokratie- und Gesetz-Schlingpflanzen-Dschungels kann schon nachvollziehen: Welche Fristen gelten? Was steht tatsächlich in meiner Akte? Ist der Bescheid korrekt? Warum wird etwas abgelehnt? Usw.

Der Werkzeugkasten der Vergangenheit

Wenn ein Versicherter unbequem wird – zu hartnäckig, zu gut informiert oder einfach zu lästig –, dann haben Krankenkassen ein ganzes Repertoire an wirksamen Methoden. Keine davon illegal, aber alle effektiv. Verzögerungen, Formale Feinheiten, Wissensvorsprung, Unterstellungen, Unwahrheiten und schwammige Vorwürfe.

Warum das alles funktionierte

Niemand hat wirklich hingesehen. Sozialrecht ist kompliziert und wirkt dröge. Medien und Verbraucherverbände scheinen mehr Teil des Systems zu sein, als dass genug Interesse und Engagement bestünde, die Misstände des Krankenkassen-Systems deutlich zu thematisieren.

Krankenkassen sind langweilige Behörden mit grauem Image und für Leitmedien sowie NGO zu unsexy. Dabei betrifft diese Problematik die Existenz vieler tausende Familien, Kinder und älteren Menschen – aber auch kleine und mittelständische Unternehmen.

Siemens-Betriebskrankenkasse: ungewollte Mutter einer neuen Bewegung

Die Siemens-Betriebskrankenkasse SBK hat eine junge schwangere Mutter, nachdem sie zum Krankengeldfall wurde, bewusst in den existenziellen Abgrund gestürzt – mit dem absurden aber bei Krankenkassen beliebten Vorwurf eines Scheinarbeitsverhältnisses und damit auch noch ihren Arbeitgeber belastet. Garniert hat sie das ganze mit Unwahrheiten, monatelangen Verzögerungen, schmierigen Ausflüchten und versteckten Drohungen gegen die Versicherte.

Es ist ein Fall zuviel, aber ein letzen Endes glücklicher Fall für ein neues Bewusstsein in der breiten Gemeinschaft der gesetzlich und privaten Versicherten in Deutschland.

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