Es ist schon fast surreal, auf was sich Versicherte und Arbeitgeber bei der SBK einstellen müssen. Eine Krankenkasse legt in einem Sozialgerichtlichen Verfahren eine Auskunft vor und behauptet etwas, was dort gar nicht steht.
Was dort schwarz auf weiß steht, scheint aber auch viele weitere Gremien – bis hin zum Widerspruchsausschuss nicht zu interessieren – offenbar sind Mitarbeiter der SBK in der Lage, Sätze zu sehen, die gar nicht existieren, und daraus wilde Schlussfolgerungen zu ziehen.
So behauptet die Siemens-Betriebskrankenkasse in diesem Verfahren, eine Organisation sei Vorstand einer anderen Organisation – was rechtlich gar nicht möglich ist – und nimmt dies als Beweis dafür, dass es sich um ein Scheinarbeitsverhältnis handeln würde. Nur dumm, dass in der Auskunft genau das nicht steht – sondern lediglich, dass eine natürliche Person mehrere Funktionen hat.
Ein völlig normaler Umstand, den jeder, der lesen kann, auch verstehen könnte – wenn er wollte. Aber es bleibt nicht bei diesem peinlichen Lesefehler.
Die falschen Schlussfolgerungen werden dann noch stolz an den Widerspruchsausschuss weitergereicht – jenes Gremium, das eigentlich prüfen soll, ob etwas schiefgelaufen ist. Und was passiert dort? Nichts: Man übernimmt einfach alles – jede Lüge, jeden Fehler, nickt höflich, stempelt ab – fertig. Ein Durchwink-Ausschuss vom Feinsten.
Ob die Mitglieder tatsächlich die Akte in der Hand hatten oder nur den Kaffeebecher, bleibt unklar. Und als wäre das alles nicht grotesk genug, stammen die Daten noch nicht einmal von Siemens-Betriebskrankenasse selbst, die sie jetzt verwendet – sondern von einer anderen Vorkasse, die mit dem ganzen Verfahren gar nichts zu tun hat.
Wie diese Daten überhaupt weitergegeben wurden, weiß niemand. Aber Hauptsache, sie landen im Verfahren, als wären sie amtlich beglaubigte Wahrheit.
Das ist kein Verwaltungsfehler mehr: Das ist ein Systemfehler – und ein Skandal, der zeigt, dass hier mit Daten, Menschen und Existenzen umgegangen wird, als ginge es um Excel-Tabellen ohne Bedeutung.
Wenn Krankenkassen beginnen, ihre eigenen Akten nicht mehr zu verstehen, sollte man sich ernsthaft fragen, wer hier eigentlich schutzbedürftig ist: die Versicherten – oder die Wahrheit selbst.